Mit dieser Begrüßung wurde in der DDR in einem Faltblatt geworben für das Arbeiten an staatlichen Großprojekten im In- und Ausland.
Ein Großprojekt war der Bau der Erdgasleitungen von der Sowjetunion in die DDR. Von 1975 bis 1978 wurde an der Druschba-Trasse gebaut. Druschba heißt auf Deutsch Freundschaft. „Trasse" setzte sich in der DDR als Schlagwort für Erdgasleitung durch. Der Bauabschnitt, den die DDR errichtete, befindet sich in der heutigen Ukraine. Er war 550 Kilometer lang.
Von 1983 bis über das Ende der DDR hinaus wurde gebaut am Zentralen Jugendobjekt der FDJ „Erdgastrasse". Erst 1998 war dieses Projekt beendet. Nach dem Ende der DDR wurde unter marktwirtschaftlichen Bedingungen weiter gebaut. Dieser Bauabschnitt ist fast 1.700 Kilometer lang.
Für die Bauleistungen bekam die DDR Erdgas und Erdöl versprochen.
Vereinbart wurde dieser Tausch 1974 in Sofia auf einer Tagung des Rates für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW). Das war die Wirtschaftsorganisation der Sozialistischen Staaten. Die Kosten ihrer Bauabschnitte musste die DDR tragen. Das hieß Lohn- und Sozialkosten für insgesamt 25.000 Beschäftigte, neue Straßen, eine Luftbrücke und sogar die Kosten für die Wohnblocks der späteren Betreiber der Gasleitung. Sogar die Lebensmittel mussten aus der DDR dorthin gebracht werden.
Durch die Trasse strömt bis heute Erdgas und Erdöl von Sibirien nach Mitteleuropa. Der Ausgangspunkt für das Projekt „Erdgastrasse" ist das Fördergebiet um die Stadt Nowy Urengoi in Sibirien. Die Stadt liegt 5.735 Kilometer von Mühlhausen entfernt. Mit dem Auto wäre man dorthin 71 Stunden unterwegs und mit der Bahn vier Tage und 15 Stunden, wenn man dem Routenplaner der bekanntesten Suchmaschine im Internet glaubt.
Die Stadt liegt so hoch im Norden wie Island. Wochenlang eine Außentemperatur von minus 40 Grad Celsius ist normal. Die Jahresdurchschnittstemperatur misst minus 7,4 Grad Celsius, in Mühlhausen plus 8,3 Grad. Die durchschnittlichen Temperaturen schwanken in Nowy Urengoi um 39,2 Grad, in Mühlhausen nur um 17,5 Grad. Das verraten uns einschlägige Webseiten zum Weltklima.
Keine Fernstraße führt nach Nowy Urengoi, nur eine Bahnlinie. Aber es gibt einen Flugplatz und ein großer Hafen liegt 80 Kilometer entfernt. Für sibirische Verhältnisse gilt das als nebenan.
Organisiert wurden beide Projekte als Zentrale Jugendobjekte der Freien Deutschen Jugend. Im Kreisarchiv des Unstrut-Hainich-Kreises befindet sich die betreffende Akte des Arbeitsamtes Gotha Dienststelle Bad Langensalza. Die Akte trägt die Signatur „Rat des Kreises Bad Langensalza B553". In dieser Akte mit der Laufzeit von 1986 bis 1989 befindet sich ein Faltblatt als „gemeinsames Informationsmaterial [der] FDJ-Kreisleitung [und dem] Amt für Arbeit". Das ist die Archivalie des Monats.
Weiter finden sich in der Akte Analysen, Berichte, Informationen, Festlegungen der Kreisverwaltung und Unterlagen zu verschiedenen Arbeitsprogrammen. Diese Unterlagen zeigen, wie das Projekt zentral geplant war von der Staatsführung der DDR bis auf die Ebene der Kreise.
In der Akte eingeheftet ist auch eine Broschüre „Fragen und Antworten zum Zentralen Jugendobjekt 'Erdgastrasse'" vom Verlag Junge Welt 1986.
Ein Bearbeiter der Akte hat dort auf den Seiten 19 und 20 dick markiert und mit Ausrufezeichen versehen:
„Delegierte, die das 3. Einsatzjahr an der Trasse in der UdSSR vollendet und dabei hervorragende Leistungen erbracht haben, erhalten die Möglichkeit zur Bestellung eines PKW entsprechend dem Lieferangebot des IFA-Vertriebs. Die Lieferung des PKW erfolgt dann innerhalb von zwei Jahren. Es wurde festgelegt, dass Trassenbauer, die fünf Jahre am Zentralen Jugendobjekt 'Erdgastrasse' tätig waren, entsprechend den örtlichen Normativen vorrangig mit Wohnraum versorgt werden."
Welche Berufe an der Trasse gebraucht wurden, was für Voraussetzungen die „Jugendfreunde" erfüllen mussten und was ihnen geboten wurde, das erfahren Sie aus der Archivalie des Monats und konkret aus der Akte. Gern können Sie zu uns ins Kreisarchiv kommen und die Akten einsehen. Vielleicht waren Sie ja dort: an der Trasse.
Gern sammelt und bewahrt das Kreisarchiv Fotos und Unterlagen über Ihre Zeit an der Trasse.
Michael Zeng
PS: Vielen Dank an Herrn Mock, der die Archivalie ins Internet bringt.
Abkürzungen:
FDJ = Freie Deutsche Jugend (FDJ) war die staatliche Jugendorganisation der DDR
IFA = Industrieverband Fahrzeugbau (IFA) war ein Zusammenschluss von Betrieben des Fahrzeugbaus in der DDR
UdSSR = Union der sozialistischen Sowjetrepubliken, auch Sowjetunion
Das Internet bietet eine Vielzahl von Informationen über die Trassen. Wichtige Quelle sind die Webseiten der verschiedenen Vereinigungen der ehemaligen Trassenbauer.