Für Archive ist es immer eine große Ehre, wenn ihnen Vor- und Nachlässe oder private Sammlungen oder Unterlagen angeboten werden. „Vorlass" bedeutet, die Geberin, der Geber, leben noch. Zum „Nachlass" werden die Sammlungen oder Unterlagen nach dem Tod des Menschen.
Bei einem Vorlass ist die Ehre für das Archiv größer: Der Geber wählte bewusst das Archiv, dem er seine Unterlagen anbietet. Ob das Archiv das Angebot annimmt, hängt davon ab, ob die Sammlung oder die Dokumente zum Sammel-Auftrag des Archivs passen. Das Archiv behält sich eine Übernahme vor. Rechtlich sind Übernahmen von Vor- oder Nachlässen meist kostenlose Schenkungen an die Archive.
Das Kreisarchiv des Unstrut-Hainich-Kreises sammelt Dokumente und Fotos sowie Wissen zur Geschichte des Kreises, der Kreisverwaltung sowie der Gemeinden und Institutionen des Kreises, auch Unterlagen von Unternehmen, wenn diese die Region geprägt haben.
Alles, was mit Mühlhausen oder mit Bad Langensalza zu tun hat, das sammeln die dortigen Stadtarchive. Deshalb kann ein Archiv auch Vor- oder Nachlässe an ein anderes Archiv vermitteln.
Das Kreisarchiv hatte kürzlich die Ehre, einen passenden Teil des Vorlasses von Dieter Fechner angeboten zu bekommen. Dieter Fechner ist einer unserer bedeutendsten und fleißigsten Lokalhistoriker. Er ist Publizist sowie Sammler und ein wichtiger Kunst- und Literaturkenner unserer Region. Er wäre allerdings viel zu feinsinnig und viel zu bescheiden, um das zuzugeben. Deshalb soll es hier geschrieben stehen.
Zum Vorlass von Dieter Fechner im Kreisarchiv zählen über 300 Bücher sowie über 20 dicke und dünne Ordner mit Zeitungsausschnitten und anderem Material zu seinen Themen.
Der Mühlhäuser war bis zur Rente Lehrer in Lengefeld und Bickenriede. Deshalb widmete er diesen beiden Dörfern und den dortigen Schulen oft seine wissenschaftliche und publizistische Aufmerksamkeit. Seine Themen sind aber auch die Landgasthöfe und Kirchen des Kreises Mühlhausen. Sowie die Bibliotheken und Archive auch Schriftsteller und Künstler der Region.
Dieter Fechner wurde vor kurzem achtzig Jahre alt. Seit den späten 50er-Jahren sammelt er Zeitungsausschnitte zu Themen der Lokalgeschichte und anderen Schwerpunkten. Dieter Fechner verfasste über 20 eigenständige Bücher und andere Arbeiten zur lokalen Geschichte, Literaturgeschichte und Kunstgeschichte. Dazu schrieb er hunderte Artikel und Aufsätze in Fachzeitschriften, Tages- und Wochenzeitungen. Seine Themen waren historische Gebäude, Persönlichkeiten, Kunst und Literatur. Unter anderem erschienen Artikel von Dieter Fechner in der Weltbühne.
Wir halten inne: DIE WELTBÜHNE. Diese Wochenzeitschrift wurde in den späten 1920er-Jahren geleitet von Kurt Tucholsky. Für Die Weltbühne schrieben Schriftsteller wie Lion Feuchtwanger, Arnold Zweig, Erich Kästner.
Zurück in die Provinz: Wer sich für unsere Region interessiert, ist beim Vorlass von Dieter Fechner im Kreisarchiv gut aufgehoben. Eine leicht lesbare Fülle von Materialien wartet. Und wer möchte nicht, zum Beispiel, seinen Gästen interessante Details erzählen über die Kirche im Dorf oder über den Gasthof. Diese Details findet er im Nachlass von Dieter Fechner im Kreisarchiv.
Michael Zeng
PS: Wie immer vielen Dank an Volker Mock, der die Archivalien auf die Webseite stellt.