Dass die Schülerinnen und Schüler in ihrem Schreiben nicht übertrieben haben, davon konnte sich Thomas Ahke in der vergangenen Woche im Rahmen seiner Schulbesuche selbst überzeugen. Gemeinsam mit der Schuldirektorin Frau Lehmann, dem stellvertretenden Direktor Herrn Schmidt und Frau Kramer besichtigte er die Schule im „Bahnhofsviertel“, die derzeit von 270 Schülerinnen und Schülern besucht wird. Dieses Viertel ist von sozialen Herausforderungen geprägt, und einige der Schüler kommen aus bildungsfernen Elternhäusern. Zudem gibt es einen hohen Anteil an Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund. Diese besondere Struktur der Schülerschaft erfordert von den Lehrkräften ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen und Verständnis für die unterschiedlichen Bedürfnisse der Kinder.
Während des Rundgangs durch die Schule stellte Landrat Ahke schnell fest, dass die Räumlichkeiten dringend Renovierungs- und Reparaturmaßnahmen benötigen. Im Gespräch erfuhr Thomas Ahke ebenfalls, dass die Schule seit mittlerweile drei Jahren ohne einen Physiklehrer auskommen muss, was besonders für die Schülerinnen und Schüler, die sich für technische oder naturwissenschaftliche Berufe interessieren, erhebliche Auswirkungen hat. Landrat Ahke äußerte sich zu diesem Thema besorgt: „Es kann nicht sein, dass Schülerinnen und Schüler keine naturwissenschaftlichen Fächer wie Physik belegen können, weil keine Lehrkraft zur Verfügung steht. Das hat langfristig Auswirkungen auf ihre Berufswahl und ihre Entwicklung. Hier muss das Staatliche Schulamt dringend handeln, um den Lehrkräftemangel zu beheben.“
Trotz der baulichen Mängel und der fehlenden Fachkräfte zeigt die Schule jedoch auch positive Entwicklungen und kreative Ansätze. So engagieren sich die Schülerinnen und Schüler in mehreren Projekten, um das Schulleben aktiv mitzugestalten und zu verbessern. In Zusammenarbeit mit einem Elternvertreter wurde ein Teich auf dem Schulgelände angelegt, der nicht nur das Schulumfeld verschönert, sondern auch das Engagement der Schüler fördert. Zudem nahmen Schülerinnen Kontakt zu Drogerieketten auf, um Periodenprodukte und Hygieneartikel kostenlos für ihre Mitschülerinnen bereitzustellen. Diese Projekte zeigen, wie die Schülerinnen und Schüler trotz der schwierigen Bedingungen Verantwortung übernehmen und sich für die Belange ihrer Mitschüler einsetzen.
Ein weiterer Lichtblick für die Schule ist die Aufnahme in das Startchancen-Programm des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur. Ziel des Programms ist es, Schulen mit einem hohen Anteil an sozial benachteiligten Schülerinnen und Schülern zu unterstützen und für gleiche Bildungschancen unabhängig von der sozialen oder ökonomischen Herkunft zu sorgen.
Zum Abschluss seines Besuchs äußerte Landrat Ahke seine Entschlossenheit, die Schulen in den Fokus seiner Arbeit zu stellen: „Die Thomas-Müntzer-Regelschule liegt in Bezug auf den baulichen Zustand leider im Mittelfeld. Aber je mehr Schulen ich besichtige, desto ehrgeiziger werde ich, das Ziel eines umfassenden Schulinvestitionsprogramms in den kommenden Jahren umzusetzen. Wir als Landkreis müssen unserer Verantwortung gerecht werden und den Schülerinnen und Schülern ein Lernumfeld bieten, in dem sie sich wohlfühlen und entfalten können. Es kann nicht sein, dass die meisten Schulgebäude renovierungsbedürftig sind und sich die Schüler aufgrund dessen nicht gerne in ihrer Schule aufhalten.“
Der Besuch in der Thomas-Müntzer-Regelschule ist Teil einer Reihe von Besuchen in den Schulen des Landkreises, bei denen der Landrat direkt mit Lehrkräften, Schülern und Eltern in den Dialog tritt, um die Schulentwicklung im Unstrut-Hainich-Kreis zu beurteilen.